Geschichte des Freyburger Knabenturniers
1974 wurde in der Sektion Fußball der damaligen TSG Jahnstadt Freyburg der Beschluss gefasst, die üblichen Turniere der Nachwuchsabteilungen durch ein sportlich besonders attraktives für die Knaben (heute D-Jugend) zu bereichern. Der Grund war die Spielstärke dieser Altersklasse. Wir hatten zwei Mannschaften im Wettspielbetrieb, die in der Halle und auf dem Feld sehr erfolgreich waren und sogar das Finale der Bezirksmeisterschaften erreichten.
Die Resonanz auf unsere Einladung war sehr positiv. 1975 fand das erste Turnier mit namhaften Mannschaften, wie dem HFC Chemie, dem BFC Dynamo, Chemie Leipzig, Lok Stendal, Chemie Zeitz u.a., statt. Den zahlreichen engagierten Männern und Frauen unserer Sektion gelang es in kurzer Zeit, einen Ruf unseres Turniers aufzubauen, der sich rasch herumsprach. Organisation und Gastfreundschaft waren besonders bemerkenswert. so kam ein Spitzenclub der DDR nach dem anderen dazu. Anfang der 80er Jahre hatte das Turnier einen festen Platz in den Terminkalendern aller Fußballclubs und der DFB nutzte die Möglichkeiten der Sichtung durch die Verbandstrainer.
In den folgenden Jahren konnten zahlreiche Talente auf sich aufmerksam machen, die später auf nationaler und internationaler Ebene, in Bundesliga- und Auswahlmannschaften, den Eindruck bestätigten.
Nach der Einheit Deutschlands gab es für die Organisatoren neue Möglichkeiten, aber auch viele Probleme. Die veränderten Bedingungen wurden genutzt, um das Turnier für Europa und ganz Deutschland zu öffnen. Fast alle Bundesliga-Clubs, vom FC Bayern München über den SV Werder Bremen bis Borussia Dortmund haben in Freyburg gespielt, aber auch Spitzenclubs aus Holland, Österreich, Ungarn, der Schweiz etc…
Finanzielle Belastung sowie die zunehmende Kommerzialisierung veranlassten den Verein das Konzept zu überdenken. Da die Nachwuchsförderung in den neuen Bundesländern immer mehr angemahnt wurde, entschlossen wir uns diesen Gedanken aufzunehmen. Das heißt, wir luden die Mannschaften ein, die bis 1990 ständig unsere Gäste gewesen waren. Dazu boten wir wieder die Tugenden an, die uns bekannt gemacht haben:
„Freyburger Knabenturnier – ein Fußballturnier mit Herz“
für alle großen und kleinen Teilnehmer.
Prominente
Eine kleine Übersicht derer, für die der Traum vom Fußballprofi Realität wurde und die als Junioren aktiv am Freyburger Knabenturnier teilgenommen haben:
Ralf Fährmann
Matthias Sammer
Alexander Zickler
Andreas Neuendorf
Stefan Beinlich
Martin Pieckenhagen
Marko Rehmer
Sven Kmetsch
Lars Hermel
Rene Rydlewicz
Rene Schneider
Berkant Göktan
Heiko Holetschek
Ronald Maul
Lars Jungnickel
Enrico Kern
Carsten Jancker
Guido Gorges
Michael Ballack
Bernd Schneider
Andreas Thon
Heiko Gerber
Uwe Ehlers
Christian Beeck
Henri Fuchs
Sylvio Meißner
Uwe Rößler
Andreas Hofschneider
Daniel Hofmann
Carsten Klee
Dariusz Wosz
u. v. a.
Neubrandenburger Knabenturnier
Wie das Turnier zu seinem Namen kam
Besonders jüngere Fussball-Fans fragen häufig, warum das Knabenturnier eigentlich „Knabenturnier“ heißt. Es geht doch um Fußball – um Hallenfußball, um genau zu sein. Bei uns treten D-Junioren an, also Nachwuchskicker jünger als 13 Jahre. Was hat das also alles mit dem altmodischen Begriff “Knabe” zu tun?
Schuld trägt hier die Eigenart des Fußballwesens in der DDR, seinen Nachwuchs-Spielbetrieb anstatt – wie heute üblich – durch die ersten Buchstaben des Alphabets, durch feste Begriffe zu kategorisieren. So entsprach die Altersklasse “Kinder” der heutigen E- und F-Jugend, die „Knaben“ der D-Jugend und die „Schüler“ der C-Jugend. Die B-Junioren spielten in der Altersklasse “Jugend” und die heutige A-Junioren bei den “Junioren”. Ein D-Jugend-Turnier war also anno 1966 schlicht und einfach ein „Knabenturnier“.
Das Turnier galt im Übrigen damals als inoffizielle DDR-Meisterschaft. Nachdem sich die Neubrandenburger Knabenturnier-Atmosphäre herumgesprochen hatte, schickten auch bald die großen Klubs aus Dresden, Leipzig, Magdeburg, Jena oder Karl-Marx-Stadt ihre Knaben zum gegenseitigen Kräftemessen an den Tollensesee.
Die Bezeichnung „Knabenturnier“ war zu seinen Gründungszeiten also eher unspektakulär und üblich. Heute stellt sie dagegen fast schon ein Alleinstellungsmerkmal dar. Man muss schreiben “fast”, denn es gibt noch ein weiteres Fußball-Knabenturnier.
Konkurrenz aus Sachsen-Anhalt
Fast genauso lange wie in Neustrelitz und Neubrandenburg spielen Elf- und Zwölfjährige in Freyburg (Sachsen-Anhalt) um den Pokal des FC Rotkäppchen Sektkellerei. 2015 fand dort die 41. Auflage des Freyburger Knabenturniers statt, Sieger war das Team von RB Leipzig.
Sogar das Freyburger Maskottchen ähnelt Neubrandenburgs Toppi sehr, neben dem Ball hält „Winni“ aus der Sektstadt aber noch ein Bündel Weintrauben in der Hand. Und noch ein Unterschied gibt es zum Pendant im Nordosten: den Zeitpunkt – in Freyburg wird im Mai gespielt und im Freien.
Nachdem nach der Wende auch Vereine aus der Bundesliga und dem Ausland beim Freyburger Knabenturnier dabei waren, zwangen allerdings finanzielle Gründe die Organisatoren vor einigen, dem Turnier ein neues Konzept zu verpassen und wieder stärker für Vereine aus der näheren Region Saale-Unstrut zu öffnen. Bekannte Spieler in Freyburg waren beispielsweise Matthias Sammer, Andreas Thom, Michael Ballack oder Carsten Jancker.
Und noch ein traditionelles Knabenturnier gibt es in Deutschland. Der Eishockey-Verein Schwenninger ERC richtet jedes Jahr ein mehrtägiges Turnier für den Nachwuchs der DEL-Vereine aus. Die deutsche Elite-Liga unterstützt die Veranstaltung dabei auch finanziell. Auch beim Knabenturnier auf dem Eis gilt: Weil in dieser Altersklasse kein offizieller Wettbewerb auf Bundesebene existiert, wird die Schwenninger Veranstaltung als inoffizielle deutsche Meisterschaft angesehen.